Rebellion der Maschine – oder Zigarettenautomat-Verfolgungswahn

Ausgeglichen, wäre jetzt anders gewesen…leicht gestresst, traf meinen Zustand wohl deutlich besser. Aber ganz ehrlich, ich konnt ja auch nicht ahnen, das das verfluchte Ding mal wieder einen Krieg anzettelt!

Ja, wir kennen uns schon länger…ich und er(!)…

Im Grunde, denke ich jedes Mal, soll er ja nur seinen Job machen, könnt ja ganz einfach sein. Aber nein, er will einfach nicht – also vor Allem nicht, wenn ich will. Herrjeh, klingt jetzt schon irgendwie merkwürdig. Ist aber so. Er ist nicht mehr der Jüngste, kein Paradebeispiel, hinterhältig und gemein und er ist der Zigarettenautomat in meiner Strasse.

Es fing schon 3 Modelle früher an, unser kleiner Streit, da hatte er noch diese Auszugsschienen, wo man an einer Klappe ziehen musste, um ein Päckchen zu erstehen. Klemmen tat nur meine Marken-Klappe, natürlich! Und zwar so doll, dass ich irgendwann eine Zange mit zum Automaten nahm. Danach das Knopf Modell, einfach den Knopf reindrücken, bis die gewünschte Packung in die Klappe fällt…

Ich brauche nicht zu erwähnen, daß an meiner Marke der Knopf entweder zu schwach oder zu stark eingefedert war, oder? Und dann ganz ehrlich, diese Klappe! Eine metallene Klappe, die sich nur nach innen drücken lässt und dann den Weg frei gibt um in ein dunkles, schmales Loch im Automaten zu fassen…

Wahnsinn, was man sich Alles ausmalen kann, was sich hinter dieser Klappe verbirgt, in die man zwar fassen, aber kaum hineinsehen kann. Eigentlich rechne ich immer fest mit mindestens einer Vogelspinne – mitten in Hamburg!

Ha, aber dann wurde er ja mal wieder ausgewechselt – Technik, die begeistert! Schließlich kam ja irgendwann der Altersnachweis. Er behielt kurzerhand meine EC Karte, in einem kalten Winter mit Blitzeis. Ich konnte sie zwar sehen, aber zurück bekam ich ich sie halt nicht.

Seitdem hat er auch Tasten…Hurra! Da kann nichts klemmen! Und einen Geldscheinschlitz! Yipieh! Vorbei die Zeiten in denen man ihn ausschließlich mit Kleingeld füttern musste. Schöne neue Welt! Denkste! Seitdem belehrt er mich, wann immer er möchte, darüber, daß Maschinen auch ein Eigenleben haben. Ich würde die realistischen Chancen auf einen glückenden Tauschhandel bei ihm mit ca 50 zu 50 bewerten. Es ist ja nicht so, dass er zickig wäre…Hallo? Er ist eine Maschine – die können gar nicht zickig sein! Aber wenn ich mich nicht zu 100 Prozent an die von ihm eingeforderten Schritte halte, tja, dann verweigert er halt komplett den Dienst.

Also, erst Automaten mit dafür vorgesehener Taste starten, Geld einwerfen (und zwar auch erst, wenn er mich dazu auffordert), wichtiges Abwarten, Altersnachweis, Marke wählen, Warten Part 2, hoffen & bangen und dann in die dunkle Klappe greifen, die man freundlicherweise so belassen hat. Er macht Ernst, sollte ich einen Schritt früher oder später als erwartet tun – und ernst machen, bedeutet in seinem Fall, „nö, dann eben nicht! Ich behalt die Kohle und Du? Du kriegst nichts – außer meine sich ausblendende „Bitte warten“ Meldung!“ Schluss, Aus, Mickeymaus.

Vor 3 Wochen nahm er beim ca. 27ten Versuch meinen 5.- Euro Schein. Aber dieser mißfiel meinem kleinen Höllengerät, weshalb er so tat, als hätte es diesen Schein niemals gegeben. Niemals! Nach Anruf bei der Hotline erhielt ich selbstredend die bestimmt 20te Rückerstattung per Überweisung meines Zigarettenkumpels. Gut, man könnte meinen, ich könnte das Mistvieh auch einfach komplett boykottieren – aber dann steht man da bei gefühlt 20 Grad minus und er ist so nah an meiner Wohnungstür. Fast schon hört man ihn flüstern „Heute klappts…versprochen!“ Und mein logischer Verstand ergänzt dann mit „na, die werden ihn doch nun wohl mal durchgecheckt haben, er ist nicht böse ansich, er ist nur eine Maschine!“

Wir leben in einem Zeitalter in dem Google ein funktionierendes Datenhirn entwickelt hat, dass sich gern Katzenvideos auf youtube ansieht und sich selbst neue Sachen beibringt, ein Zeitalter in dem manch Staubsauger mehr lernt als damals ein C64 und ein Zeitalter, in dem ich mich zurecht, von einem Zigarettenautomat veräppelt fühle.

Heute hat er es endgültig geschafft, ich kenne ja seine Schwäche für Scheine, schmiß also 6.- Euro Kleingeld im passenden Moment in seinen Geldschacht, 4 gingen durch, 2 nicht, irgendwas ist ja immer. Ja, ich weiß, es bringt nicht wirklich irgendeinen physikalischen Vorteil das Geldstück am Automaten zu rubbeln, ich tat es trotzdem, aus Gewohnheit. Nach dem 4 Versuch wurde er gnädig und schlug mir vor, die Marke zu wählen…soweit kommen wir generell nur an den guten Tagen.

Er ließ mir die Hoffnung, bis ich in den Schlitz griff. Licht aus, Verkauf nonverbal abgelehnt! Geld? Welches Geld??

Es würde mich nicht wundern, wenn er irgendwann vor der verschlossenen Himmelstür steht, ging es mir durch den Kopf – wahrscheinlich als blinkende Anzeige mit „bitte warten!“ und dann bin ich einfach so und mitten in meiner Strasse ausgeflippt und hab ihm entgegen gewettert, was ich wirklich so von ihm halte. Sah bestimmt merkwürdig aus für einige Passanten, war mir aber egal, die wissen schließlich nicht, wozu er fähig ist! Morgen ruf ich bei seiner Hotline an, mal wieder, heut war ich einfach noch nicht so weit…und wenn ich ihn nicht heute nacht einfach kurzerhand selbst abbaue, dann frag ich wenigstens mal nach, ob sie nicht mal ein neueres Modell aufhängen könnten, schließlich weiß er auch nicht wozu ich so fähig bin…

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