Meins, meins, meins??!

 

Egal, wie das Wetter ist, egal, wie die Laune vorher war…Eine Sache bringt mich völlig zum Ausrasten und jedesmal, wenn es passiert, denke ich, wehe wenn ich mal richtig alt bin, das schaff ich nie!

Und wahrscheinlich werde ich eines Tages eben nicht daran sterben, dass ein Flugzeug abstürzt, dass der Planet zerstört wird oder mich ein wildes Tier frisst…Nein, es wird wahrscheinlich beim Einkaufen passieren. Nicht zwischen den Regalen, nicht von Warenlieferungen erschlagen, nein, es wird bestimmt passieren, wenn ich eigentlich schon fertig wär´. Wahrscheinlich wird es irgendein Stress-Symptom, sowas wie Herzinfarkt oder Schlaganfall oder Schnappatmung. Und zwar genau in der Sekunde, wenn die Kassiererin mal wieder gefühlte 200 Artikel gleichzeitig über ihren Scanner zieht, ohne Rücksicht auf Verluste- sie dann hübsch mit den Sachen des Vorkäufers vermengt, während sie mir in einem Wort „Guten Tag“ und „schönen Tag noch!“, wünscht und das Ganze zur kompletten Verwirrung mit den Einkäufen des Nachkäufers vermischt.

Früher trat dieses Phänomen nur in Discountern auf, aber heute wissen wir ja alle, das Geiz genial ist und wenn es das nicht zum Discounterpreis gibt, dann gibt es das eigentlich gar nicht!

Gestern, Schauplatz: ein ganz normaler Supermarkt. Während ich noch verzweifelt darauf hoffe irgendwie rechtzeitig an mein Portemonnaie in meiner Tasche zu gelangen und gleichzeitig schon Dinge in eine Plastiktüte werfe, herrjeh, früher hatte ich mal sowas, wie ein Tüten-Einräum-System, heute hab ich dazu keine Zeit(!), werde ich vehement beim Verräumen gestört:

„Entschuldigung! Das ist noch meine Tüte!“

Nein, ist es nicht, weil die Dame an der Kasse hat mir ja schon nen guten Tag gewünscht, heisst, ich bin jetzt dran! Nur, weil sie jetzt hier mit ihrer EC Zahlung noch nicht fertig sind, heisst das ja nicht…- verstörte Blicke hinter mir.

Deutlich in den Gesichtern hinter mir in der Schlange abzulesen: Boah, die werden doch nicht jetzt das Diskutieren anfangen…ich hab doch keine Zeit, das dauert doch ewig.

Die Kassiererin bleibt unbeeindruckt und teilnahmslos. Ich werfe den Joghurt in die selbe Tüte, wie die kantige Schachtel Kekse- „Wir lieben Lebensmittel!“ werde ich viel später denken, wenn ich den Matsch samt Tüte in den Mülleimer werfen werde.

„Jetzt geben Sie mir doch meine Plastiktüte! Und ich glaube, der Joghurt ist auch noch meiner…“

Also echt, die Tüte ist doch jetzt schon voll und den Joghurt hab´ich mir extra ausgesucht. Kann ja gar nicht- und stör mich nicht, ich hab jetzt keine Zeit!

Diesmal wittert auch die Kassiererin Radau, nein, die Tüte gehört…ihr, dabei zeigt sie mit einer Geste, die denen im mittelalterlichen Collosseum ähnelt, auf, Trommelwirbel, mich! Ha!

Im gleichen Moment nuschelt sie mir eine mir unverständliche Summe X entgegen, die ich nun zu entrichten habe. Mit „besser Leben“, „besser als gut“ oder „lohnt sich“, hat weder das Eine, noch das Andere zu tun. Schon eher mit „mehr entdecken“, aber da will ich nicht einkaufen und das ist auch zu weit weg. Wahrscheinlich nehmen die da eh auch keine Rücksicht, dass es eine Milchmädchenrechnung ist, dass man niemals soviele Artikel in den Korb/die Tüte oder den Wagen zurückwerfen kann, wie ein Kassierer pro Sekunde über den Scanner zieht.

Aber das Alles, werde ich erst viel später über diesen Einkauf denken, in betreffender Minute denke ich nur, die eine blöde Kuh, soll weggehen, die andere blöde Kuh, soll mich nicht stressen und die anderen blöden Leute in der Schlange sollen nicht so … schauen.

Wem gehört überhaupt, dieses Gemüse? Sowas ess ich nicht mal!

Ahja, klar, der Student nach mir, antwortet mit Handgeste. Voller Stresshormone, motze ich:

„Ja, MOMENT!“, als die Dame an der Kasse mir eine zweite Zahlungsaufforderung via Blickkontakt übermittelt.

Und weil ich eben nicht irgendwann in einem Supermarkt dahinscheiden möchte, hier meine Drohung..: Irgendwann, da werde ich den kompletten Einkauf einfach nicht bezahlen, ich werde mich nicht stressen lassen, Dinge, die ich teuer bezahlen soll, wie Müll in Tüten zu werfen, so dass sie zuhause nur noch Druckstellen, kaputte Joghurtdeckel oder Schlimmeres haben. Ich werde NICHTS davon einpacken, und dann einfach so gehen. Das wird ein Chaos und ein riesen Spaß..! Und wenn ich dann draussen vor dem Supermarkt im Sonnenlicht stehe, dann werde ich mich a) freuen, dass ich wieder einmal überlebt habe und b) mich fühlen, wie Robin Hood, die Rächerin der überforderten Einkäufer an Supermarktkassen.

Wir haben doch alle schon längst keine Zeit mehr!

...oder was sagst Du dazu?