Es soll sie geben, die paar wenigen Frauen, eine Randgruppe sozusagen, die ebenfalls den grässlichen und damit zumeist tödlichen Verlauf der gefährlichen Männer-Influenza ausbrüten können – aber woher weiß man – äh frau, das man- äh frau, davon betroffen ist? Kündigt sich der normale Grippeverlauf doch erst einmal ähnlich an:
Also zum Beispiel durch ein leichtes Kratzen im Hals, ein spontan schleimiges Nasenverhalten oder ein plötzliches Hat-schuuh!
Bis hierhin ist noch Alles safe in der Frauenwelt, doch wehe, im engeren Umfeld sind genügend männliche Exemplare, die seit Jahren, die Y-Chromosomen-Bakterien brüten.
Wann genau, ist es also ein echter Männerschnupfen bei dem, safety-first, sofort und ohne Umwege, sorgsam überlegt werden muss, wer sich demnächst um die eigene Topfpflanze kümmern soll…? Herrjeh, und wer bekommt die CD Sammlung?
Jahrhundertelang waren wir sicher, haben uns köstlich amüsiert, wenn Mann mal wieder im Sterben lag, doch in Zeiten der Emanzipation, macht eben auch die Männergrippe vor gar Nichts mehr halt. Beginnen wir also beim ersten Nieser…und bitte noch keine Panik – ein Nieser macht nämlich noch keine schwarze Schleife, schließlich kann es sich bis hierhin auch um einen ganz normalen Schnupfen handeln – wenn man sich danach allerdings fühlt, als müsste frau unbedingt mit Schnuffeltuch gen Couch kriechen, sind das erste aber dennoch umso ernstzunehmendere Anzeichen! Man greife sich also erstmal Wolldecke und Schnuffeltuch, am besten auch noch Wollsocken, Mütze und Fäustlinge und verharre regungslos bis zum nächsten (zweiten) Nieser, der bei Männerschnupfen garantiert nicht lange auf sich warten lässt, verweigere konsequent jegliche Nahrungsaufnahme und zweifele sämtliche Arzneimittel und das ärztliche Versorgungsnetz solange an, bis sich wer findet, der dadurch spontan genesen ist, um dann mindestens 12 verschiedene Hausmittel und möglichst viele Vitamine und alle Formen der Schnupfenhemmer gleichzeitig einzuwerfen, während man natürlich keinen Arzt aufsucht.
In leicht desaströsem Zustand und von diversen Mittelchen benebelt, informiert frau danach quasi unbewusst, sämtliche Freunde und Familie über das baldige Ableben und erwähnt unterschwellig, das Gießverhalten der Topfpflanze um sich dann endlich mal ganz ungeniert aufs Sofa zu plauzen. Wichtig: Sollte noch irgendein Reflex einsetzen das Couchpotatoe-Dasein aufzugeben um dem normalen Alltagsirrsinn zu trotzen, oder unter 6 Episoden einer Internetserie, handelt es sich übrigens garantiert NICHT um einen Männerschnupfen!
Und bitte niemals vergessen: Je doller gejammert wird, desto ernster die Situation! Dabei geht es jedoch keinesfalls um die Lautstärke des Jammergrades, wie ich gestern lernte. Jammern will nämlich gelernt sein, denn wenn die Argumente nicht stimmig klingen, wird man selbst von Männern nur müde belächelt – und man ahnt gar nicht, dass diese Gattung plötzlich in der Lage ist, Krankheitsverläufe an offensichtliches Fehlverhalten zu koppeln: „Ja, wenn Du bei dem Wetter mit nassen Haaren rausgehst…dann ist so ein Schnupfen ja auch kein Wunder!“ Aha! Der normale Werdegang der Männergrippe beinhaltet also ein spontanes Anti-Wunder! Eine Männergrippe kommt aus dem absoluten Nichts! Einfach so- und ihr geht auf keinen Fall irgendein schnupfenauslösendes Verhalten vorweg. An Tag 2, oder 4 oder so, wer zählt da schon mit- der Männergrippe, rede man sich übrigens ein, dass nur die Aufnahme von irgendeinem mindestens noch blutigem Steak uns noch retten könne, während man allerdings selbstmitleidig feststellt, dass man es leider nicht mehr zum Supermarkt schaffen wird – und apropos Selbstmitleid – bitte nur nicht geizen: Man weine über die überhaupt nicht traurige Folge der Serie, hänge die Fenster ab, um nicht auch noch das letzte Tageslicht mit ansehen zu müssen und gehe auf gar keinen Fall vor die Tür. Man sage irgendeine Veranstaltung für ende des Jahres ab (auch wenn erst März ist), weil man ja nicht ahnen kann, ob oder das es einem bis dahin besser geht, rufe ungeniert mindestens 10 mal bei Mama an, die weiß nämlich, wie man mitleidet, finde mindestens zehn neue Vokabeln für die eigene Schleimkonsistenz und auf gar keinen Fall, räume man die benutzten Taschentücher hinfort – sie sind schließlich ein Zeichen! Merke, wer an Tag 3 aufstehen kann, hat eine ganz normale Frauen-Grippe, obwohl die Krankheitsverläufe zunächst ähnlich erscheinen und es sich dabei nur um eine emanzipierte und mutierte Bazille handelt…Entwarnung…Punkt. Und da sitze ich, Tag 3, schreibe, was ich vermeintlich über die Männergrippe lernte und stelle dabei fest, wahrscheinlich hab ich doch noch einmal Glück gehabt! Vielleicht ist es gar keine Männer-Influenza…ich sitze, ich trinke Kaffee, ich hab die Taschentücher weggeräumt, ich atme phasenweise wieder durch die rosa Nase…vielleicht ist der Kelch doch noch einmal an mir vorüber gegangen – aber nur um ganz sicher zu sein? Sie braucht 2 mal pro Woche ungefähr 0.5l Wasser…da kann ich mich doch jetzt drauf verlassen, oder?