Man könnte ja meinen, es passiert absolut und rein gar nichts in der Welt, also jedenfalls, wenn man meine Post ließt. Aber letzte Woche erhielt ich einen gar nicht freundlichen Brief meines Vermieters mit einem Ultimatum. Aber dazu sei zunächst erwähnt, ich wohne seit 16 Jahren in einer Dachgeschoss Wohnung, allein neben den Dachböden der anderen Mieter, genau so lange, steht vor meiner Haustür ein Schuhregal. Tiefe freche 14 Zentimeter, Höhe 20 Zentimeter! 60 Zentimeter lang. Verzeihung, 16 Jahre STAND es dort- schließlich läuft heute das Ultimatum ab. Gut, ich gebe zu, den Meckerbüddel im Haus hat dieses Regal schon immer schwer verstört, weil es, so seine Worte, ja die Fluchtwege im Haus blockiert.
Recht hat er, also wenn man denn in irgendeinem Fall im Treppenhaus nach oben flüchten würde und bereits 10 andere Mieter vor meiner Haustür Sturm klingeln sollten, jaa, dann steht es echt im Weg, so hatte ich es wohl noch nie gesehen!
Tja, und weil mein Vermieter gerade so in Geberlaune war, hat er ins Ultimatum auch noch geschickt, die “gebrauchten Töpfe“ und die „Treppenhausreinigung im Allgemeinen“ eingeflochten. Die was?? Gebrauchte Töpfe?? Ich war darüber mindestens genau so verwirrt, wie offenbar meine Nachbarn, die eben dieses Fehlverhalten gemeldet haben. Töpfe?? Aaaah, jetzt…ok, Blumentöpfe, sind natürlich auch irgendwie Töpfe…und ich hatte irgendwann mal einen Minikaktus im Treppenhaus stehen, der es aber aufgrund meines nicht geraden zeitnahen Dranges Pflanzen zu gießen, eher zu einem knusprigen Äußeren, als zur Blüte gebracht hatte. Auch der 2*3 Zentimeter große Weihnachtsstern, den unser Vermieter uns letztes Jahr noch so freundlichst vor die Wohnungstür stellte und der es aufgrund der Sachlage, dass diese für Katzen giftig sind, nie ins Wohnungsinnere schaffte und den demzufolge ein ähnliches Schicksal, wie den Kaktus ereilte, hinterließ einen – richtig! Gebrauchten Topf!
Nahezu ein Wunder, dass mein Vermieter nicht schon beim Hinterlassen des Weihnachtssterns über den gebrauchten Kaktus-Topf stolperte und im Zuge dessen auch nicht den völlig zugebauten Fluchtweg bemerkte…Glück gehabt! Nee, ne echte Frechheit, gebrauchte Töpfe im Treppenhaus und damit ein klarer Verstoß gegen die Verräumung von Dingen auf Gemeinschaftsflächen.
Und was wenn man nun durch meine Treppenhaus-Fensterklappen flüchten möchte, die immerhin groß genug wären, um ein paar ausgewachsene Wühlmäuse ins Freie zu werfen??
Nicht vergessen: Die Treppenhausreinigung!
In der Dachschräge fühlten sich irgendwann wohl mal ein paar Treppenhausspinnen heimisch und sie hinterließen- wieder richtig- Spinnweben, die nun laut Vermieter in meinem Treppenaufgang hängen sollen…Wenn ich jetzt angebe, dass das meine liebevoll gepflegte Halloween Deko ist? Bei einem meiner Nachbarn hängt auch noch der Osterkranz- rege ich mich darüber auf? Nö.., herrjeh, ich glaub sogar, meiner hängt auch noch …Mag ich Geranien, die mein anderer Nachbar jedes Jahr zum Winter ins Treppenhaus stellt? Nö! Stört es mich, dass noch ein Nachbar all seine Schuhe ins Treppenhaus wirft, offenbar übrigens vom Sofa aus? Wieder nö! Motze ich, dass auch mal irgendjemand die Spinnen beseitigen könnte, die weiter unten ins Haus rennen bevor sie dann nach ganz oben wandern, wo sie dann einen seidenen Faden hinterlassen? Schreie ich hier rum, weil alle ständig irgendwelchen alten Mist zum Dachboden schleppen, oder daher zurückholen und dabei immer die komplette Treppe vollstauben? Bisher nicht…oder schreibe ich den Vermieter an, weil ständig meine Fussmatte zerknüllt und gefaltet dazu genötigt wird, die Brandschutztür des Dachbodens offen zu halten, damit man die Hände frei hat für noch mehr staubiges Zeug? Hm…noch nicht! Aber ganz ehrlich? Jetzt ist mal Schluss!
Und weil meine Nerven bei diesem schriftlichen Ultimatum ähnlich auf Spannung kamen, wie einige seidene Fäden im Treppenhaus, fragte ich mich, wann denn eigentlich der perfekte Moment im Falle einer Katastrophe wäre, um in meinem Haus nach oben zu laufen- übrigens über eine Voll-Holz-Treppe auf den letzten Metern. Nie! Entfuhr es meiner inneren Stimme! Niemals! Die Einzige, die hier oben flüchten müsste, bin ich! Es macht wohl wenig Sinn, im Brandfall hier oben zu residieren, bis die Feuerwehr mich retten kommt, wie gesagt, der Dachstuhl ist aus uraltem, trockenem Holz! Ok, dann schreiben wir eben ein neues Katastrophenszenario! Der erste Stock steht in Flammen! Dann würde ich, für meinen Teil, die Geranien voran, aus dem Fenster direkt darüber fliehen wollen und nicht weitere 4 Etagen zwischen mich und den Fußboden bringen. Wir wiederholen…der Dachstuhl ist nicht nur aus Holz, neeeeein, er ist auch eine Sackgasse, wenn auch mit feuerfester Tür!
Ok, ok, ich habs! Wasser, von unten! Jede Menge Wasser! Ein 8 jähriger Regen oder gar ein Tsunami, hah, haben wir es ja, da bin ich hier oben ganz, ganz, ganz sicher, also jedenfalls, bis das Haus weggespült wird. Nur, liebe Nachbarn, nicht vergessen…wir waren keine Freunde, als es um mein 16 Jahre altes Schuhregal ging, nichts für ungut, ich denke nicht, dass wir bei Zeiten eines Tsunamis, jetzt noch welche werden können, also sehen Sie bitte davon ab, im Tsunami-Fall ausgerechnet bei mir zu klingeln, sammeln Sie sich stattdessen lieber auf der neuerdings brach- liegenden Gemeinschaftsfläche im Treppenhaus. Diese dürfte ja mit 60 * 14 Zentimetern, groß genug für alle sein. Ah, und ich ich´s vergesse, räumen Sie bitte all den anderen Schrott im Treppenhaus hinfort- es könnte ja passieren, dass irgendwann irgendwas passiert, bei dem wir alle zufällig nach unten(!) flüchten müssten und ich will dabei weder an ihren Schuhen, ihrer Osterdeko noch an den Geranien hängen bleiben, ich habs dann nämlich noch eiliger, als jetzt eh schon, aus diesem Haus heraus zu kommen. Danke.